Dekodieren bei Schulschwierigkeiten

Wenn ein Kind Schwie­rig­keiten in der Schule hat, kommen diese nicht von ungefähr. Sie beruhen aber in den meisten Fällen nicht, wie viele Eltern oder Lehrer annehmen, auf mangelnder Intel­li­genz oder Begabung. Vielmehr ist es so, dass diese Schwie­rig­keiten ein Bestand­teil der lebens­er­hal­tenden Verhal­tens­muster des Kindes sind. Auf den ersten Blick wird dieses Verhalten als fehler­haft oder nachteilig einge­stuft – aber es gibt ebenso verständ­liche wie triftige Gründe für diese vermeint­liche Fehlfunktion.

Die Lösung des Problems liegt darin, der Ursache dieses lebens­er­hal­tenden Musters auf die Spur zu kommen und dem Kind bewusstzumachen.

An erster Stelle steht hier die genaue Beobach­tung des Verhal­tens­mus­ters. Im zweiten Schritt geht es darum, die dem ihm zugrun­de­lie­gende frühere Erfah­rung zu finden, auf die das schuli­sche Problem oder die Verhal­tens­stö­rung zurück­zu­führen ist. Also zum Beispiel heraus­zu­finden, warum es für das Kind wichtig sein kann, ein sog. Aufmerk­sam­keits­de­fizit-Syndrom zu entwickeln.
Die entspre­chenden Zusam­men­hänge kommen ans Licht, wenn alle Erfah­rungen, die das Gehirn vom Beginn seiner Entwick­lung an gemacht hat, syste­ma­tisch betrachtet werden. Und sobald die dafür verant­wort­liche Ursache ermit­telt ist, kann diese dem Kind oder Jugend­li­chen bewusst­ge­macht werden und ihm so einen neuen, freien Handlungs­spiel­raum eröffnen.

Hier einige Beispiele:

  • Dyskal­kulie bei einem Kind, dessen Eltern sich im Zyklus verrech­neten und ungewollt schwanger wurden. Für das Kind bestand die Verknüp­fung: „Meine Existenz hängt davon ab, dass man sich verrechnet hat. Hätten die Eltern richtig gerechnet, würde ich heute nicht existieren.“ Den Eltern wurde der Zusam­men­hang zwischen ihrer spontanen Reaktion auf die Feststel­lung der Schwan­ger­schaft („da haben wir uns verrechnet“) und der Verknüp­fung, die ihr werdendes Kind übernommen hat: („Meine Existenz hängt davon ab, dass man sich verrechnet“), schnell bewusst. Als sie dies ihrem Sohn mitge­teilt haben, lösten sich seine Probleme beim Rechnen.
  • Aufmerk­sam­keits­de­fi­zit­syn­drom bei einem achtjäh­rigen Jungen, dessen Mutter in der Schwan­ger­schaft Strei­tig­keiten mitbe­kommen hatte, die besser gewesen wären, nicht zu hören. Bei ihm bestand die Verknüp­fung, „es ist besser, man bekommt nichts von dem mit, was da erzählt wird“.
  • Legasthenie bei einem zehnjäh­rigen Kind, das Angst hatte, dass sich die Eltern trennen. In diesem Fall war es für das Kind wichtig, dass das Lesen und Schreiben nicht flüssig sein darf, damit die Familie nicht zerfließt.
  • In der Recht­schrei­bung Verdrehen von Buchstaben und Reihen­folge, bei einem Kind, das sich nicht auf seine visuellen und auditiven Wahrneh­mungen verlassen konnte. Die Eltern sugge­rieren dem Kind etwas Anderes, als das Kind wahrnimmt.